Bei unserer Abfahrt heute Morgen vom Hotel in Riga hat es leider geregnet. Unsere Hoffnung war aber groß, dass es im Kurland besseres Wetter gibt. Meinte zumindest die Wettervorhersage.
Sie sollte Recht behalten und in unserem Zielort Kuldiga (deutsch Goldingen) erwartete uns der herrlichste Sonnenschein. Aber der Reihe nach:
Das Kurland ist eine der vier historischen Landschaften Lettlands. Die anderen sind Zemgale (Semgallen), Vidzeme (Zentral-Livland) und Latgale (Lettgallen). Benannt ist das Kurland nach dem baltischen Volk der Kuren und umfasst den westlichen Teil Lettlands. Die Gegend ist sehr dünn besiedelt und hat mich sehr an Island erinnert. An der Straße gibt es regelmäßig Bushaltestellen, aber meistens ist es nur ein Gehöft, wofür die Bushaltestelle existiert. Den Wandel der Zeit konnte man sehr gut in dem Örtchen Kabila beobachten. Am Ortseingang sieht man die Ruinen eines wohl ehemals gewaltigen Gutshauses. Höchstwahrscheinlich ist dies während der Sowjetzeit verfallen. Direkt beim Dorfteich steht das alte Gebäude der Kolchose (landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft). Dies ist offensichtlich in der post-sowjetischen Ära verfallen.
Unser heutiger Zielort mit dem Rad, Kuldiga, ist auch gleichzeitig unser finaler Zielort. Keine weitere Busfahrt. Der Ort liegt an dem Fluss Venta. Bis nach Kuldiga war früher die Schifffahrt auf der Venta möglich, bevor sie in Ventspils in die Ostsee mündet. Grund hierfür ist der Wasserfall bei Kuldiga. Er ist nicht sehr hoch, aber unwahrscheinlich breit. Über die Venta führt bei Kuldiga eine der längsten Backsteinbrücken Europas.
Während ich die Zeilen hier schreibe, genieße ich gerade die Sonne bei einem Hopfensmoothie mit der Aussicht auf den Wasserfall und die Brücke.
Nachdem ich das Rad zum Hotel gebracht hatte, folgte ich der Empfehlung von Jarek und schnappte mir meine Badesachen, um noch eine Runde im Fluss zu schwimmen. Auf dem Weg zum Fluss bekam ich noch einen schönen Eindruck von dem schönen verschlafenen Zehntausend Seelenörtchen Kuldiga. Herr Kunze hätte statt verschlafen wahrscheinlich eher den Begriff „morbider Charme“ verwendet.
Morgen verlassen wir Lettland und es geht nach Litauen ans Meer.
Bis danne,
Gimli
Na, „morbider Charme“ trifft‘s doch aber ganz gut, oder? Dir weiterhin einen schönen Urlaub! Freue mich schon auf die nächsten Berichte. LG