Wetterau³ oder eher ∛

Gestern startete ich bei der Radsportveranstaltung Wetterau³. Hierbei sollte es ca. 380 Kilometer einmal kreuz und quer durch die Wetterau gehen. Man konnte dies in 24 Stunden, mit einer oder mit zwei Übernachtungen machen. Insgesamt hatte man 72 Stunden Zeit. Ich habe es leider nicht geschafft. An der Motivation von Obi und seiner Familie hat es sicher nicht gelegen. Dafür hier schon mal mein allerliebsten Dank.

Doch von vorn. Auf die Veranstaltung Wetterau³ bin ich durch einen Beitrag von CyclingClaude aufmerksam geworden. Ich hatte lange überlegt, ob ich mich anmelde oder nicht. Nachdem ich mich dann durchgerungen hatte, waren die Startplätze alle vergeben und ich landete auf der Warteliste. Wie es das Schicksal aber nun so wollte, hatte ich das Glück doch einen Startplatz zu bekommen. Und ich hatte die wahnwitzige Idee, dass ganze ggf. in 24 Stunden runterzureißen. Plan B war doch einmal zu übernachten und Plan C vielleicht auch zweimal zu übernachten. Hatte ja 72 Stunden Zeit.

Nun stand ich am Fronleichnam um 8:30 Uhr morgens im Staatspark Hanau Wilhelmsbad und wartete nach dem Einschreiben in die Starterliste darauf, dass es losgeht. Hier lernte ich Olli kennen. Er kommt aus der Nähe von Kassel und ist dort Pastor. Wir unterhielten uns eine Weile und ich bekam von ihm einen Tipp, der mir auf der Tour noch sehr geholfen hat. Da die Veranstaltung im Selbstversorgermodus durchgeführt wurde, musste jeder für sich selbst für Nahrung und Getränke sorgen. Olli erzählte mir, dass er „Friedhofstrinker“ sei, sprich, dass er sich auf den Radtouren oft das Wasser auf Friedhöfen besorgt. In Deutschland ist das in den meisten Fällen Trinkwasser. Vielen Dank für diesen Tipp.

Um 9:00 Uhr ging es dann endlich los und über Bergen-Enkheim und Bad Vilbel kamen wir nach Nieder-Erlenbach. Und welche freudige Überraschung, Obi und Familie standen an der Strecke und feuerten mich an 😀.

Motivation

Verhältnismäßig flach ging es auf den ersten 40 Kilometern voran, bis wir in den Taunus kamen. Ich merkte hier bereits, dass mir die Hitze heute ganz schön zu schaffen macht. Der erste große Anstieg führte uns hoch zum Steinkopf, der mit 518 Metern der höchste Punkt auf der Tour war. Über den Wintersteinturm ging es dann über das „Kamel“ runter in Richtung Langenhain-Ziegenberg. Für mich persönlich das einzige Manko, an der sonst toll geplanten Tour und Veranstaltung, die Strecke war teilweise doch sehr mountainbikelastig und ich hatte hier mit meinem Crosser ganz schön zu kämpfen.

Ich hatte jetzt knapp 60 Kilometer hinter mir und mein Getränkevorrat von vier Litern war bereits aufgebraucht. Der Anstieg zum Hausberg stand bevor und eine Tankstelle war weit und breit nicht in Sicht. Da fiel mir Ollis Tipp wieder ein. Ein Blick auf die Karte verriet mir, in Ostheim gibt es einen Friedhof und da konnte ich meine Flaschen wieder auffüllen.

Der Anstieg zum Hausberg hoch wurde sehr hart für mich. Ich bekam Krämpfe in den Oberschenkeln und musste einen Teil der Strecke das Rad schieben. Das Magnesium brauchte eine Weile, bis es seine Wirkung zeigte. Zu allem Unglück hatte ich dann auch noch einen Platten am Hinterrad. Das hatte ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehabt. Beim Wechseln des Schlauches brach mir auch noch ein Reifenheber ab. Perfekter Tag!
Mit neuem Schlauch gib es dann den Rest hoch zum Hausberg.

Meine Motivation war hier bereits ziemlich weit unten und auch das Omlettebrötchen an der Tankstelle in Butzbach konnte diese nicht wieder heben. Der Blick auf die Burgruine Münzenberg steigerte diese dann wieder ein bisschen. Hier war der erste Checkpoint, wo ich mir einen Stempel für meine Startkarte abholen konnte. Der erste von fünf.

Über Bad Nauheim ging es weiter in Richtung Friedberg. Obi hatte mir vor der Tour angeboten, wenn was ist, soll ich mich bei Ihm melden, er kommt mit dem Bus vorbei. Bei Friedberg war es dann soweit. Ich war im Arsch und es fing auch zu gewittern an. Obi sagte sofort zu, dass er vorbei kommt und wir können im Bus dann nochmal in Ruhe drüber nachdenken, ob ich weiter mache oder nicht. Wir trafen uns in Ilbenstadt und Obi zog alle Register, um mich weiter zu motivieren:
Er hatte im Bus Isomatten und Kopfkissen dabei, damit wir dort übernachten können und ich morgen direkt hätte weiterfahren können. Er hatte eine mobile Dusche dabei, damit ich mich erfrischen und sauber machen konnte. Das Erfrischen tat auch das kühle alkoholfreie Bier aus der Kühlbox. Obi hatte einen Kocher dabei, um Chili con Carne zum Abendessen zu kochen. Der Kaffeekocher fürs Frühstück am nächsten Tag war auch dabei. Sogar an eine Zahnbürste hat Obi gedacht. Es fehlten nur noch der Bademantel und die Frotteebadelatschen und das Hotel Adlon in Berlin hätte einpacken können.

Merci Beaucoup Obi!!!

Mit dem Bierchen im Bus liegend dachte ich darüber nach, ob ich nun die nächsten Tage weiterfahren sollte oder nicht. Klar war zu diesem Zeitpunkt, dass wenn dann Plan C in Kraft tritt.
Aber Körper und Geist meinten nur – Vergiss es!


Es war eine großartige Erfahrung und erlebnisreiche Strecke, wenn ich auch nur ein Drittel der Gesamtstrecke erlebt habe.
Mein Dank geht an Ante für das Organisieren der Veranstaltung, an Olli für den „lebensrettenden“ Tipp mit dem Friedhof (ansonsten wär schon früher Feierabend) und natürlich an Obi und Familie für die tolle Unterstützung!

Bis bald,
Gimli

PS: Mein Garmin erzählte mir nach dem Speichern der Aufzeichnung irgendwas von vier Tagen Erholung!

3 Gedanken zu „Wetterau³ oder eher ∛“

  1. Du hast eine Erfahrung gemacht und zumindest teilweise Freude an der Tour gehabt-das ist das Wichtigste. Und unseren Support haben wir Dir gerne geleistet. Sportliche Herausforderungen müssen unterstützt werden 🤪. In der Tat hatte ich auch Badelatschen zum Duschen für Dich dabei, nur halt nicht aus Frottee. Den Bademantel hatte ich mir aufgrund der Temperatur geschenkt. Wolltest ja auch nicht aussehen wie Udo Jürgens nach dem Konzert 😂. Die WoMo Nacht holen wir bei einer der nächsten Gelegenheiten nach. Vielleicht bei einer kleinen und hoffentlich weniger harten Bikepacking Tour. Weiterhin viel Spaß bei der Blackroll Massage. Gruß Obi

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